t-online Ladezeit

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der Podcast über Elektromobilität

Transkript

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00:01:22: Don Dahlmann: Hallo und herzlich willkommen zu einer Extra-Folge von "t-online Ladezeit", dem Podcast rund ums E-Auto und alles, was man dazu wissen muss. Mein Name ist Don Dahlmann.

00:01:31: Richard Gutjahr: Und mein Name ist Richard Gutjahr. Don und ich, wir sind Journalisten. Wir beschäftigen uns seit Jahren mit neuer Technologie, mit der Digitalisierung, mit Netzwerken, mit Autos und natürlich mit der Mobilität der Zukunft.

00:01:42: Don Dahlmann: Genau! Und in diesem Podcast beantworten wir auch jetzt Fragen, die uns gestellt wurden. Wir haben in den ersten fünf Folgen eine ganze Menge Leserpost bekommen mit ganz unterschiedlichen Fragen. Vieles hat sich auch gedoppelt, deswegen haben wir jetzt mal ein paar rausgenommen. Und wir wollen in dieser Extra-Folge mal ein paar Fragen, die immer wieder vorgekommen sind, die wollen wir mal durchgehen und dann auch dementsprechend beantworten. Da fragt zum Beispiel die Familie Vogelsang, vielen Dank dafür, für die Mail: In einer Siedlung, wie ist es denn da? Wenn da so Mehrfamilienhäuser mit zehn Familien sind, da sind dann ganz viele davon, wo soll denn da der Platz herkommen, damit jeder im Haus sein E-Auto laden kann? Denn, so schreiben sie, in eng bebauten Siedlungen ist oft noch nicht mal genug Platz zum Parken vorhanden. Wie soll da Platz zum Laden entstehen?

00:02:27: Richard Gutjahr: Das ist tatsächlich eine sehr, sehr gute Frage, liebe Familie Vogelsang. Da werden wir uns tatsächlich an einen neuen Rhythmus des Ladens gewöhnen müssen und auch des Parkens. Es ist ja so: Die Batterien halten ja oft eine Woche lang. Also gerade, wenn man nur im städtischen Raum unterwegs ist. Man fährt - wie wir schon eingangs in den ersten Folgen besprochen haben - gar nicht so viel mit seinem Auto, wie wir das immer meinen. Das heißt, man wird nur einmal pro Woche, wenn überhaupt, an so eine Ladestromsäule oder einen Ladestromplatz ran müssen. Und da wird man sich in so einer Siedlung einfach irgendwie arrangieren, dass man da rotiert. Also, jeder kommt irgendwann mal ran. Und es ist ja auch nicht so, dass man dann irgendwie den ganzen Tag oder eine ganze Nacht laden muss, sondern oft reichen ja bei den heutigen Kapazitäten zwei, drei Stunden, dann ist der Akku wieder voll.

00:03:12: Don Dahlmann: Ja, dazu kommt ja auch - und das, finde ich, ist ein ganz wichtiger Punkt - man kann das Auto ja mittlerweile überall laden. Also, wenn viele zur Arbeit fahren, dann gibt es vielleicht die Möglichkeit, das auf der Arbeit zu laden. Das hilft ja dann schon mal, damit man dann eben nicht zu Hause noch an der Ladesäule steht. Ein anderer Punkt, der auch ganz wichtig ist: Viele Einzelhändler bieten Ladesäulen an. Also, wenn ich meinen Großeinkauf mache, dann gibt's eine Ladesäule häufig bei den jeweiligen Lebensmittelläden. Die haben das auch. Es gibt viele Möglichkeiten, wo man das Auto zwischendrin mal aufladen kann, und wie du richtig sagst: Man fährt das Auto ja auch nicht leer, sondern, man macht das ja zwischendrin mal. Dementsprechend, du hast recht, muss man sich ein bisschen umgewöhnen und seinen Rhythmus ein bisschen anders gestalten, aber im Grunde genommen geht's eben genauso. Und ich glaube, wenn sich das eingespielt hat, und die Leute sich daran gewöhnt haben, da gibt's da auch keine Probleme.

00:03:59: Richard Gutjahr: Genau!

00:03:59: Don Dahlmann: Eine andere Frage, die damit zusammenhängt, ist dann natürlich auch: Wenn jetzt wahnsinnig viele Leute abends nach Hause kommen und dann alle gleichzeitig ihr Auto an die Steckdose zu Hause oder öffentlich dran hängen, bricht denn da nicht das Stromnetz zusammen?

00:04:14: Richard Gutjahr: Das ist eine beliebte Frage, aber die könnte man genauso was Wäschetrockner oder Waschmaschinen betrifft, stellen. Wurde auch gestellt. Ist auch in der Tat für die Stromkonzerne und die Netzbelastung eine Herausforderung, sagen wir mal so. Und, natürlich wird sich der Stromhaushalt anpassen müssen an die neue Situation. Aber, die Strommenge ist zurzeit so groß, dass wir tatsächlich Jahr für Jahr in Deutschland 48 Terawattstunden an Strom ins Ausland verkaufen. Das heißt, wir haben eine ganz klare Überproduktion, aktuell. Es ist auf gar keinen Fall so, dass man jetzt davon ausgehen muss, dass alle gleichzeitig ihr Auto an die Steckdose hängen. Das in der Tat könnte problematisch werden. Aber umgekehrt, Don: Hast du schon mal gesehen, dass alle Autos gleichzeitig an die Tanksäule fahren und Benzin tanken wollen? Ich glaube, dann wird unser Land erst recht stillstehen.

00:05:04: Don Dahlmann: Ja, ja, das ist richtig. Es gibt in Deutschland knapp 15.000 Tankstellen. Die haben natürlich alle mehrere Säulen. Also sind das, was weiß ich, 80.000, 90.000 oder vielleicht auch 100.000 Tanksäulen, die wir haben. Und wir kriegen ja bis zu eine Million Ladepunkte hier in Deutschland bis 2030. Das wird alles langsam ausgebaut. Klar, wenn man jetzt plötzlich alle E-Autos sofort austauschen würde, dann wäre es schwierig. Aber, wie gesagt, das ist ja alles ein gradueller Ausbau. Und der Wandel zum E-Auto kommt ja auch graduell, also von daher: Das Stromnetz schafft das. Es ist heute schon so, dass, wenn in den Sommermonaten, wenn noch ein bisschen Wind ist, dann müssen wir ja schon die Solar- und Windparks abschalten, weil zu viel Strom produziert wird und das nicht mehr ins Netz reingehen kann. Also, Stromnetz ist kein Problem. Es gab auch mal ein Test von der EnBW in der Nähe von Stuttgart, die haben das mal einer Siedlung gemacht. Da haben sie Leute mit E-Autos ausgestattet und haben gesagt: "Wenn ihr nach Hause kommt, an den Stecker ran, und dann gucken wir mal, was passiert." Und nix ist passiert. Das hat ganz gut funktioniert.

00:06:00: Richard Gutjahr: Es gibt da übrigens, Don, wenn ich das noch anschieben darf, tatsächlich auch Pläne - und die halte ich wirklich für sehr, sehr spannend -, dass Autos sich sogar am Stromnetz und an einer Umverteilung des Stromes beteiligen können. Will heißen: Du hast dein Auto geparkt und das Auto hängt an einer Ladesäule und ist im Prinzip schon lange vollgeladen. Und jetzt könnte dein Auto auch wieder Strom von seiner Batterie zurückspeisen in das Netz, für den Fall, dass dieser Strom woanders dringender gebraucht wird.

00:06:27: Don Dahlmann: Das ist wichtig das sogenannte "bidirektionale Laden", also rein und raus nacheinander, das gibt's schon bei einigen Herstellern. Das wird nach und nach auch bei anderen Fahrzeugen eingeführt werden, also von daher, wird das auch dann leichter fürs Netz werden. Klar, man muss im Netz etwas ausbauen, man muss etwas verändern - das ist ganz logisch. Aber ein vernünftiges, ausgebautes, modernes Stromnetz, da profitieren ja alle davon - auch wenn wir dann alle gleichzeitig unsere Waschmaschine anmachen.

00:07:22: Don Dahlmann: Dann gibt's eine Frage von Herrn Machon, die passt so ein bisschen da rein - vielen Dank für die Frage - und beschreibt ein großes Ärgernis. Hab' ich auch schon erlebt. Er fragt: "Wie ist das denn, wenn jemand mit seinem E-Auto an einer öffentlichen Ladesäule - vor einem Einkaufszentrum zum Beispiel - steht und lädt, und sein E-Auto ist aber in der Zwischenzeit schon vollgeladen. Aber die Person, die da unterwegs ist, kauft ein, und kauft ein, und trinkt Kaffee, und isst noch ein Eis. Und er steht, und steht, und steht mit eingestöpseltem Auto, und damit blockiert er dann für andere die Ladesäulen. Das betrifft jetzt nicht nur E-Autos, sondern es betrifft heutzutage eben ganz gerne die sogenannten Plug-in-Hybride, also die Autos, die einen relativ kleinen Akku haben, mit dem sie ein paar Kilometer elektrisch fahren können, die natürlich auch aufgeladen werden müssen, die aber in einer halbe Stunde voll sind. Und die stehen dann sechs Stunden an der Ladesäule. Wie ist das? Gibt's da eine rechtliche Grundlage schon, oder was kann man denn da machen?

00:08:07: Richard Gutjahr: Oh, wie mich das nervt am Flughafen! In der Früh stellen die Ihre Plug-in-Hybride dahin - du sagst es, für eine halbe Stunde haben sie überhaupt nur Strom und dann ist sowieso der Ladevorgang schon beendet - und stehen da bis zum Abend und blockieren ausgerechnet die sechs Ladesäulen, die es überhaupt nur am Flughafen gibt. Und alle echten E-Autofahrer: Da könnte ich echt auch in die Luft gehen. Aber, du hast das schon gesagt: Das ist tatsächlich ein Übergangsphänomen, weil: Viele Stromanbieter sind tatsächlich schon dazu übergegangen, sogenannte Blockierstrafzölle zu erheben. Will heißen: Wenn du dein Auto zu lange an einer Ladesäule stecken hast, dann musst du zahlen und dann läuft tatsächlich der Tachometer. Bei Tesla ist das schon seit Jahren so: Wenn man eine Tesla-Ladesäule zu lange blockiert, dann tickt ab dem Moment, wo das Auto vollgeladen ist, der Tachometer weiter und man zahlt dafür, dass man den Ladeplatz blockiert. Und das kann ganz schön ins Geld gehen.

00:08:58: Don Dahlmann: Das kann teuer werden. Aber es ist ja auch bei normalen Autos nicht anders. Wenn ich da auf dem Parkplatz stehe, mit einer Parkscheibe zum Beispiel, und die ist abgelaufen, dann kriege ich mal ein Knöllchen. Dann krieg' ich auch ich auch mal einen Strafzettel. Und ähnlich wird es dann eben auch bei den Ladesäulen sein. Das ist im Moment noch so eine Situation, wo so ein bisschen, ich sag mal, Wildwest ist, aber das geht eben nicht. Da muss man auch ein bisschen an die anderen Menschen denken. Wir hoffen, dass es bald noch mehr Regeln gibt, die das ein bisschen genauer beschreiben. Dann hat die Familie Brixel uns geschrieben - vielen Dank auch dafür. Und da ist es auch eine Frage, bei der geht es um die Schnellladung. Also wenn ich hier mit 150 Kilowatt irgendwie meinen Akku permanent aufballer‘ - also immer so von zehn auf 80 Prozent - geht das nicht irgendwann auf die Akkukapazität, wenn man das permanent macht?

00:09:40: Richard Gutjahr: Kurze Antwort: Ja, definitiv. Und deswegen lassen sich die Automobilhersteller da auch eine Menge einfallen, die Batterieladung so abzustimmen und zu kalibrieren, dass es die jeweilige Batterie - die hat eine richtige Geschichte, eine Biographie, sozusagen - nicht überfordert. Denn tatsächlich gibt es viele Faktoren, die beim Laden eine Rolle spielen, zum Beispiel: Wie kalt oder warm ist die Batterie, wenn man den Stecker reinsteckt. Oder wie warm oder kalt ist es gerade draußen - auch das spielt also eine Rolle. Das sieht man auch, wenn man auf die LCD-Anzeige im Fahrzeug oder eben an der Ladesäule blickt. Da sieht man dann genau, wie schnell und wie viel von den versprochenen Kilowattstunden, da in die Batterie gerade reinfließen. Und das variiert, das geht rauf und runter. Keiner kriegt die volle Leistung, sozusagen, von Anfang bis zum Ende durchgeschleift. Sondern das geht meistens recht zackig los und dann wird die Energiemenge aber gedrosselt und reduziert. Gerade zum Schluss des Ladevorgangs wird es immer langsamer, immer langsamer, weil: Eine volle Batterie ist sehr, sehr sensibel und kann auch kaputtgehen, wenn man die immer bis zum letzten Energietropfen auflädt. Da schaltet dann der Computer sich dazwischen und sagt: "Nee, nee, jetzt drosseln wir die Ladegeschwindigkeit."

00:10:57: Don Dahlmann: Mir hat das mal sehr schön jemand erklärt, von einem Hersteller. Der hat gesagt, das ist wie mit einem Eimer Wasser. Ganz am Anfang, wenn ich den vollmachen will, dann kann ich den Hahn voll aufdrehen. Da passiert auch nix, dann wird der Eimer irgendwann schnell voll. Nur wenn ich den richtig randvoll machen will, dann bringt das nichts, wenn ich weiter voll aufdreh'. Da muss ich es dann ein bisschen reduzieren, damit das Wasser nicht überläuft und in dem Fall dann eben der Akku geschädigt wird, also mit dem Strom dann. Sondern da macht man das eben langsamer, reduziert die Fließgeschwindigkeit vom Wasser, und dann hat man den Eimer irgendwann auch wirklich randvoll und das erreicht, was man haben wollte und ähnlich ist es auch hier bei dem Strom, damit dann auch nix passiert. Familie Brixel hat noch eine zweite Frage, und da geht es um die Lebenszeit des Akkus. Das ist auch eine ganz kluge Frage, denn die Kapazität des Akkus nimmt ja immer so ein bisschen ab. Das ist ja dem Lithium ein bisschen geschuldet, das in den Akkus drin ist. Was ist denn nach sechs bis acht Jahren, ist der Akku dann ziemlich runtergerockt? Was passiert denn so nach Ablauf der Garantie? Oder zum Beispiel auch, wenn ich mir einen mehr Gebrauchtwagen kaufe: Woher kann ich dann sehen, dass der Akku noch in Ordnung ist? Gibt's da Möglichkeiten, dass man sich sowas anschauen kann?

00:12:02: Richard Gutjahr: Ja! Dafür gibt es tatsächlich Tests. Die werden dann in einer Werkstatt durchgeführt, und da kann man sehr genau feststellen, wie stark der Akku noch ist. Tatsächlich sind jetzt die ersten Generationen von den Massenfahrzeugen, die es so um die Jahre 2010, 2011, 2012 gegeben hat, untersucht worden, und da hat man festgestellt, dass die Akkus deutlich mehr Leistung noch auf dem Buckel haben, als sogar die Hersteller versprochen haben.

00:12:27: Don Dahlmann: Noch ist es natürlich teuer, wenn man sich einen neuen Akku in einen Gebrauchtwagen reinsetzt. Die kosten schon ganz schön viel Geld, diese Akkus. Aber die Akku-Preise sinken natürlich. Es ist ja auch so, wenn ich mir einen Verbrenner kaufe, habe ich ja nach zehn Jahren auch Probleme: der Motor, Kleinigkeiten wie eine Wasserpumpe mal oder ein Kühler. Aber es können auch größere Geschichten sein wie 'ne Zylinderkopfdichtung oder sogar was an den Kolben oder sonstige Geschichten. Der Vorteil bei einem E-Auto, wenn ich mir das in Zukunft gebraucht kaufe, wie du sagst: Ich kann in eine Werkstatt gehen oder kann den Verkäufer bitten, mir zu garantieren, dass der Akku eben noch so und so viel Kapazität hat. Und das ist auf jeden Fall leichter nachzuverfolgen und auch leichter zu überprüfen, als zu gucken, ob beim Motor nicht demnächst irgendwas kaputt geht.

00:13:06: Richard Gutjahr: Genau!

00:13:07: Don Dahlmann: Und das war's auch schon wieder für diese Woche. Wer Fragen hat, erreicht uns selbstverständlich über E-Mail oder unter Twitter. Bei mir ist es @DonDahlmann oder @Gutjahr für den Richard. Bis zum nächsten Mal wünschen wir allseits volle Akkus und gute Fahrt.

00:13:21: Richard Gutjahr: Möge der Saft mit euch sein.

Über diesen Podcast

Elektromobilität gilt als Antrieb der Zukunft. Die Experten Richard Gutjahr und Don Dahlmann geben im Podcast Antworten auf die wichtigsten Fragen: Wie gut ist der E-Antrieb momentan? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Und: Für wen lohnt sich jetzt schon der Umstieg?

von und mit Don Dahlmann, Richard Gutjahr & t-online

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