der Podcast über Elektromobilität
00:00:54: Don Dahlmann: Hallo und herzlich willkommen zu T-Online "Ladezeit", dem Podcast rund ums E-Auto und alles, was man dazu wissen muss. Mein Name ist Don Dahlmann...
00:01:01: Richard Gutjahr:...Und mein Name ist Richard Gutjahr. Don und ich, wir sind Journalisten. Wir beschäftigen uns seit Jahren mit neuer Technologie, mit der Digitalisierung, mit Netzwerken, mit Autos und natürlich mit der Mobilität der Zukunft.
00:01:12: Don Dahlmann: Ja, und in diesem Podcast wollen wir Fragen behandelt, die vermutlich jeder von uns hat, wenn man vom Verbrenner umsteigen will zu einem E-Auto – was man eigentlich so alles beachten muss. Aber heute, das hört man wahrscheinlich schon im Hintergrund: Es ist ein bisschen lauter, denn wir sind auf der IAA... ja, "Mobility", wie sie jetzt heißt, also der großen deutschen Autoshow, die es seit vielen, vielen Jahrzehnten schon gibt. Ich glaube, die Wurzeln gehen zurück bis 1902 oder irgendwie sowas in die Richtung. Also, die gibt's schon Ewigkeiten. Und das ist jetzt hier die Neuausgabe in München. Deswegen ist es heute mal ein bisschen lauter im Hintergrund, und wir sind natürlich hier, um zu gucken, was gibt's alles Neues.
00:01:45: Richard Gutjahr: Also Don, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber so mein erster Eindruck, ich bin hier so ein bisschen herumgegangen – Du bist schon ein bisschen länger hier als ich – sieht aus wie eine Messe. Fühlt sich an wie eine Messe. Gut, jetzt lassen wir mal die ganzen Läppchen, die man vom Mund tragen muss, mal zur Seite. Aber ist das die Automesse, die wir uns alle noch in Erinnerung rufen können? Oder ist das hier etwas Neues?
00:02:07: Don Dahlmann: Nein, das ist ganz was Neues. Man ganz bewusst sich dazu entschieden, ganz was Neues zu machen. Also, früher hast du ja eine große Halle gehabt, da haben alle ihre Autos reingekarrt. Dann hast du die Haube aufgemacht und gesagt: Guck mal, schöner Motor! Und das war's. Jetzt ist es alles ein bisschen anders. Jetzt haben wir hier zum Beispiel mehr so einen Konferenzfachbereich, was auf dem Messegelände stattfindet. Und so viele Autos sieht man hier lustigerweise gar nicht. Natürlich sind ein paar Hersteller auch hier, aber so viele Autos haben die gar nicht auf ihren Ständen. Daimler hatte früher einen riesigen Stand in der Festhalle in Frankfurt. Die haben die gesamte Festhalle gemietet...
00:02:36: Richard Gutjahr: Ja. Zweistöckig!
00:02:37: Don Dahlmann: Zweistöckig, mit – was weiß ich – allen Autos, die sie jemals hergestellt haben, und jetzt haben sie einen kleinen Stand in der Ecke, wo sie irgendwie sechs, sieben Autos stehen haben. Also, alles ein bisschen anders, denn die Autos selber, die kann man sich angucken, nicht hier. Die sieht man in den sogenannten Open Spaces, wie so schön Neudeutsch heißt, also in so Plätzen in München, in großen Plätzen, wo die Hersteller dann noch mal kleine Bühnen hingestellt haben, wo das Publikum sich eben das Auto anschauen kann.
00:03:02: Richard Gutjahr: Das ist so ein bisschen dezentralisiert, aber das ist natürlich auch ein bisschen doof, weil wenn man die Autos alle angucken will – in Frankfurt war das ja relativ kompakt – gut, man konnte da auch in Dutzenden von Messehallen einen ganzen Tag rumwandern, aber man hatte ja alles irgendwie auf einem geografischen Fleck. Wie macht man das, wenn man herkommt? Muss man sich da irgendwie ein Tagesticket für den öffentlichen Nahverkehr suchen und dann durch die ganze Stadt so Geocaching machen?
00:03:27: Don Dahlmann: Ja, und so ein bisschen ist das auch Geocaching, ehrlich gesagt, weil man muss natürlich viel unterwegs sein. Also, man pendelt immer so ein bisschen zwischen den Münchner Messehallen und natürlich diesen ganzen verschiedenen Open Spaces. Da gibt's eine ganze Menge, die über München dann wieder verteilt sind. Also, auch da muss man sich dann nochmal bewegen. Ich weiß nicht, ob ich das Konzept so gut finde. Für mich als Fachbesucher ist es natürlich immer toll, wenn alles auf einem Haufen ist, und ich kann nur einmal im Kreis laufen, habe alle Hersteller gesehen und alle Autos gesehen. Aber es ist auf der anderen Seite natürlich auch nicht schlecht, die Idee, zu sagen: Wir tauschen oder beziehungsweise wir haben auf der einen Seite die Fachbesucher, die ganz konzentriert hier arbeiten können, gerade für die Zulieferung, und auf der anderen Seite eben das Publikum, das die Autos sehen will. Und das zeigen wir dann eben in einem öffentlichen Raum, wo es auch leichter zugänglich ist.
00:04:08: Richard Gutjahr: Du hast es schon gesagt, ganz interessant ist ja, dass in diesen Open Spaces nur E-Autos erlaubt sind. Was gibt es denn für Neuigkeiten? Gibt es überhaupt welche hier zu IAA in München?
00:04:17: Don Dahlmann: Natürlich haben die Hersteller was mitgebracht! Wobei man natürlich auch wieder sagen muss, es sind auch weniger Hersteller hier, als wir sonst bei der Messe hatten. Das liegt aber so ein bisschen an der Corona-Zeit, muss man auch ganz ehrlich sagen. Die Amerikaner sind zum Beispiel nicht da. Klar, mit Reiseproblemen ist das nicht so einfach, hier etwas hochzuziehen. Auch die japanischen Hersteller fehlen fast komplett. Dementsprechend ist es ein bisschen dünn gesät mit den Herstellern. Aber die Deutschen sind natürlich da noch ein paar andere. Eines der der Highlights sicherlich war die Vorstellung des Mercedes EQE – das ist die E-Klasse im Grunde genommen auf elektrischer Basis. Sieht aus wie der EQS, also die neulich vorgestellte elektrische S-Klasse. Hat auch dieses riesige Display im Auto, was von der einen Seite zur anderen Seite geht. Sieht ganz hübsch aus, ist aber natürlich preislich dann auch eher so im oberen Segment angesiedelt. Das ist jetzt nicht so gerade das günstigste Auto, was man kaufen kann. Da wird man dann schon eher bei Renault fündig. Die sind ja mit dem ZOE ganz gut unterwegs, das verkauft sich ja sehr gut, das Auto. Evergreen, ja. Ist ein tolles Auto! Und die haben jetzt quasi die nächstgrößere Stufe gezündet und haben den Mégane, den man ja auch kennt, auch elektrisch gemacht. Das ist kein Mégane, sondern da drunter steckt ein Nissan. Sie haben ja eine Kooperation zusammen, also das Chassis kommt von Nissan, aber die haben da ganz kluge Sachen reingebaut. Sie haben ein sehr schönes Cockpit gebaut, haben eine Reichweite von bis zu 470 Kilometern. Also, das ist ordentlich. Lädt glaube ich mit bis zu 130 Kilowatt, also auch ordentlich. Ist also schnell, der, ich glaube, 60- oder 70-Kilowatt-Akku ist dann schnell wieder voll. Und sie haben was ganz Tolles gemacht, was man unbedingt erwähnen sollte: Wir haben ja auch schon über Unfälle gesprochen, bei E-Autos und mit den Batterien, wie schwierig das dann ist. Sie müssen dann in einen Container geladen werden und so weiter. Da hat sich Renault was einfallen lassen. Die haben extra Zugänge zur Batterie für die Feuerwehr gebaut. Das heißt, die Feuerwehr kann die Batterie jetzt quasi innerhalb der Batterie löschen. Die können da Schaum, Wasser oder was immer die da nehmen, um einen Batteriebrand zu löschen, da gibt's einen extra Zugang für. Da schließen sie dann ihre Schläuche an und dann unter Druck wird das dann... wird die ganze Batterie dann quasi unter Schaum gesetzt und dann brennt sie nicht mehr weiter. Das heißt, das Auto kann sofort entsorgt werden und muss nicht mehr aufwendig erst noch irgendwo lagern, um zu gucken, ob es vielleicht doch nochmal zündelt oder so. Eine ganz tolle Idee von Renault, die natürlich auch eine tolle Idee ist, auch für die Sicherheit der Feuerwehrleute und auch beim Unfall dann auch nochmal verbessert. Dann gibt's natürlich viele Autos hier, die wir schon gesehen haben, aber die jetzt doch neu sind. Der Ioniq 5 von Hyundai ist ja so ein sehr spezielles Auto, auch so in dem Bereich wieder Mégane E liegt, sollte man sich vielleicht wenn man hinkommt angucken. BMW hat den...
00:06:41: Richard Gutjahr: Ich wollte gerade sagen: Wir sind ja jetzt hier in München.
00:06:43: Don Dahlmann: BMW soll hier sitzen, hab ich gehört! Nein, aber BMW hat natürlich auch etwas Neues vorgestellt. Die haben den iX3 hier, und die haben den i4 hier und den i5, den sie auch mit vorstellen. Da kommt auch noch eine ganze Menge von BMW in den nächsten Jahren. Aber wir hatten ja auch schon darüber gesprochen, ist ein bisschen schleppend, was bei BMW kommt. Da fehlt vor allen Dingen noch nach unten hin so eine Abrundung. Und das ist etwas, was mir aufgefallen ist, auch hier auf der IAA: Es gibt wie immer sehr viele Konzepte, die noch nicht so richtig fertig sind, und es gibt eine ganze Menge gute neue E-Autos. Aber die sind alle sehr teuer. Der EQE, da wirst du schon 60, 70.000 Euro loswerden, wenn du das Auto haben willst. Mindestens. Und so das richtig günstige kleine superschnelle aufladbare Auto, auf das wir alle warten mit 300 Kilometern Reichweite oder 350, das ist hier so ein bisschen Mangelware, sag ich mal. Es gibt den Microlino. Das ist so ein ganz süßes... eine Knutschkugel hat man früher gesagt, die Isetta, wer sich dran erinnert.
00:07:38: Richard Gutjahr: Mit der Tür nach vorne, ne?
00:07:39: Don Dahlmann: Genau. Und der Microlino ist im Grunde genommen eine Kopie davon, aber elektrisch. Kommt von einer Schweizer Firma und die Tür geht auch nach vorne auf, also ist wie die Isetta. Hat auch ungefähr die gleichen Abmessungen, und das kann man hier sich auch anschauen. Kann man auch kaufen mittlerweile oder kann man zumindest vorbestellen, das Auto. Das fand ich echt eine ganz süße Idee. Hat natürlich nicht so wahnsinnig viel Reichweite, aber so für die Stadt, finde ich, reicht das völlig aus.
00:07:58: Richard Gutjahr: Auch einen ein Dreiräder?
00:08:00: Don Dahlmann: Nee, hat hinten zwei Doppelräder.
00:08:01: Richard Gutjahr: Okay.
00:08:02: Don Dahlmann: Wenn ich das richtig gesehen habe. Die schleppen das Konzept schon sehr lange mit sich rum. Das erste hab ich, glaube ich, vor vier Jahren oder fünf Jahren gesehen in Genf. Und jetzt haben sie ihn aber nochmal neu quasi aufgesetzt und neu gebaut. Der ist da! Und das ist halt, eigentlich ist es ein tolles Konzept, weil wie gesagt, was brauche ich in der Stadt? Das ist so immer die Frage. Das spart Platz. Also, du kriegst überall Parkplatz, kannst dich quer reinstellen, so kein ist der und hast dann noch 150 Kilometer Reichweite, was dann auch ausreicht, ist dann auch schnell aufgeladen. Das ist keine schlechte Idee, die die Schweizer da entwickelt haben.
00:08:32: Richard Gutjahr: Die Frage greife ich gleich auf: Was braucht man in der Stadt? Während wir hier sprechen, läuft die Pressekonferenz für die Lastenfahrräder. Und da wollte ich mal fragen, Don: Geht es nur mir so oder ist das auch aufgefallen? Also, so viele Elektro-Bikes und Zweiräder und alternativen Fahrräder und so weiter. Das gab's doch nicht in Frankfurt vorher?
00:08:51: Don Dahlmann: Nein, das gab's nie. Das war eine reine Autoshow. Das gab's auch noch, ehrlich gesagt noch wirklich so in der Art und Weise nicht bei einer Autoshow. Es ist ja auch keine Autoshow mehr. Sie heißt jetzt "IAA Mobility". Also, das schließt ja alles ein, was irgendwie Räder hat und was sich fortbewegt. Und die haben ja zwei Extra-Hallen, glaube ich, für Fahrräder, wo eben auch viele E-Räder sind, Lastenräder und so weiter. Und wir haben ja nun gerade auch die Diskussion in Deutschland mit dem Wahlkampf und so weiter, Lastenräder fördern oder nicht fördern, diese ganzen Sachen. Ich finde das ist eine gute Idee von der IAA, das mit reinzunehmen – auch für das Publikum, was dann ja dann irgendwann reinkommt, dass sie sich das angucken können. Denn viele haben so ein Lastenrad noch nie von Nahem gesehen und wissen noch gar nicht, welche große Auswahl es da schon gibt. Also, das mit reinzunehmen finde ich eine super Idee, kann man nur unterstützen.
00:09:52: Richard Gutjahr: Mein erster Touchpoint hier bei der "IAA Mobility", wie sie jetzt heißt, war ja irgendwie, dass ich mit meinem E-Auto hier die Parkgarage gefahren bin. Und tatsächlich waren hier wirklich Ladesäule an Ladesäule an Ladesäule an Ladesäule, was man normalerweise hier an der Messe nie kriegt. Ja, das haben die extra hier gemacht, um sich einen Shitstorm wahrscheinlich nicht einzuholen und da hat sich mein E-Auto natürlich gefreut. Don, aber ist das jetzt nur so ein bisschen Camouflage, das jetzt hier alles plötzlich auf E und alternativ ist? Oder hast du hier überhaupt noch einen Verbrenner gesehen?
00:10:22: Don Dahlmann: Also, es gibt Verbrenner hier auf der Messe noch, also auf den Ständen in den Open Spaces nicht, weil da werden nur E-Autos ausgestellt. Aber hier auf der Messe, da gibt's auf jeden Fall noch ein Verbrenner. Mercedes hat ja so ein C-Klasse-Kombi zum Beispiel vorgestellt. Also, es gibt's schon noch. Auch der Maybach, den sie hier vorgestellt haben, der SUV Maybach, den gibt's auch mit Verbrenner. Also gibt's noch. Natürlich findet man das. Aber, das muss man dann schon sagen, das Thema Verbrenner wird eigentlich nicht mehr großartig angesprochen. Das Thema ist durch. Ich glaube, die Industrie hat verstanden, dass zumindest in Europa, ich weiß nicht, wie es jetzt auf einer asiatischen Autoshow ist, aber in Europa zumindest ist das Thema Verbrenner durch. Ich glaube, das hat man abgehakt. Natürlich werden noch Verbrenner gebaut. Ich meine, man muss sich ja auch nur die Zulassungszahlen angucken, auch im Moment, und dann sehen wir, dass für 85 Prozent aller Autos immer noch Verbrenner sind, die zugelassen werden. Aber wir sehen auch, dass zum Beispiel... auch Plug-in-Hybride, haben wir drüber gestritten beziehungsweise kann man drüber streiten, aber dass sie eben in immer größeren Markt ausmachen auch, also die Elektrifizierung der gesamten Flotte nimmt immer mehr zu, und das wird auch weiterhin so sein. Reine E-Autos, da fehlt es natürlich noch in der Masse, wie ich eben auch schon mal gesagt habe, einfach an Angeboten an günstigen in der Masse, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung und da kommt auch schon eine ganze Menge. Und ich denke mal, dass die Hersteller wirklich verstanden haben, dass man ohne Verbrenner... dass man ohne E-Autos... so rum... und mit Verbrenner nicht mehr so viel Leute interessiert. Ich glaube, dass die Leute auch wirklich interessiert ist tatsächlich zu gucken: Okay, jetzt ist mir vielleicht noch ein bisschen zu früh, ein E-Auto zu kaufen, aber in einem Jahr, da könnte es so weit sein. Da läuft vielleicht mein Leasingvertrag aus oder ich brauche ein neues Auto oder wie auch immer. Und dann muss ich mich entscheiden: Kaufe ich ein E-Auto oder nicht? Und ich glaube, das sehen die auch. Und sie hören das natürlich auch als Feedback von ihren Kunden. Und die Fragen kommen auch bei den Autohändlern an und dementsprechend stellen die sich jetzt darauf ein, dass eben E-Autos die Zukunft eben der Autoindustrie sind. Und wenn man weiß, dass Audi – und das ist ja auch offiziell bekanntgegeben gegeben – ab 2026 keine neuen Verbrenner mehr vorstellen wird, sondern nur noch Plattformen mit E-Mobilität vorstellen wird, dann sieht man neben: Da geht die Reise hin. Und ich glaube, der Druck in der Autoindustrie ist auch so groß, dass sie sagen: Wir müssen uns jetzt auch entscheiden. Also, schleppen wir eine veraltete Technologie weiter durch und investieren daran Geld, oder nehmen wir das Geld und investieren das lieber in Forschung und Technik für Batterien, Elektroantriebe und so weiter, um die Reichweite noch zu verbessern und andere Geschichten zu machen? Und ich glaube, der Gedanke bei den vielen Herstellern geht eher in diese Richtung.
00:12:48: Richard Gutjahr: Ein Stichwort, Don, möchte ich auch noch mit dir diskutieren, weil es gerade wirklich brennend aktuell ist. Ich war ja in den letzten Wochen in den USA, und da hat es mich wirklich gerissen, wie teuer Autos dort gerade sind. Und das hat natürlich den Hintergrund des Chip-Mangels. Wie ist denn da die Situation? Müssen wir uns darauf einstellen? Wenn wir jetzt hier sehen wir diese Boliden und diese schönen neuen Autos, müssen wir uns darauf einstellen, dass diese Fahrzeuge alle – und jetzt mal unabhängig ob Elektro oder nicht – grundsätzlich teurer werden in den nächsten Monaten?
00:13:17: Don Dahlmann: Teurer glaub ich nicht. Aber die Verfügbarkeit wird ein Problem sein, denn wir haben ja schon gehört, dass viele Hersteller ganze Produktionslinien runtergefahren haben, teilweise eingestellt haben, einfach weil sie nicht genügend CPUs, Prozessoren haben. Also das, was ich meinem Handy habe, diese Dinger, oder meinem Rechner, die gibt's halt im Moment zu wenig, und da muss man dann halt gucken, wie kann man dieses Problem lösen? Das ist natürlich nicht seitens der Hersteller lösbar, sondern da müssen die Hersteller der Chips was machen, und die arbeiten da auch dran. Da werden neue Produktionsstätten gebaut, das wird hochgefahren. Aber man darf nicht vergessen, dass so ein Chip, der wird nicht einfach so gestanzt und dann ist er da, sondern das dauert bis zu acht Monate, bis ein Chip fertig ist. Also, von dem Anfang vom Silikon quasi bis zum fertigen Chip, acht Monate dauert ein Chip, bis er fertig ist. Und dementsprechend wir halt diese Verzögerung im Moment und das wird sich aber sicherlich irgendwann legen, einfach weil, wie gesagt, der Bedarf ist ja da. Wenn die Nachfrage da ist, dann werden die Produktionskapazitäten erhöht. Das kommt dann. Aber bis dahin kann es sein, dass man bei manchen Modellen halt einfach ein bisschen länger warten muss. Und da könnten besonders E-Autos von betroffen sein.
00:14:15: Richard Gutjahr: Don, du hast ja schon gesagt, die Amerikaner und auch die Asiaten sind aufgrund von Corona nicht da. Aber einer hat ja eigentlich keine Ausrede, und das ist einer, der jetzt gerade quasi vor die Höhle des Löwen hier mitten in Deutschland vor die Tore Berlins seine große Giga Factory hingestellt hat. Und das ist Tesla. Die sind nicht auf der deutschen "IAA Mobility"-Messe. Was ist los?
00:14:38: Don Dahlmann: Das ist eine gute Frage. Muss man Elon Musk fragen! Ich weiß es nicht. Ich meine, sie sind ja schon auf Messen unterwegs gewesen. Ich habe sie in Genf gesehen. Ich habe sie auch auf anderen Messen gesehen. Also, sie tauchten ja schon mal auf. Aber warum sie hier nicht sind, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht haben sie das Gefühl, sie müssen nicht, weil sie verkaufen ja gerade wie blöde, und sie sind irgendwie gut im Geschäft. Es ist natürlich ein bisschen schade, weil ich glaube, gerade ein Tesla ist für viele Leute durchaus interessant. Ist ja im Moment so ein Modeauto in Anführungsstrichen. Du siehst ihn ja auch überall genau, ja. Also, aufgrund des Bahnstreiks bin ich ausnahmsweise mit dem Auto von Berlin nach München gefahren und meine Kollegin, mit der ich im Auto gesessen hab, die mitgefahren ist, meinte, ich habe noch nie so viele Tesla mir entgegenkommen gesehen auf der Autobahn wie an dem Tag.
00:15:17: Richard Gutjahr: Und das ist ja erst der Anfang. Ich meine, das Model Y kann man jetzt auch in Deutschland bestellen, wird noch nicht ausgeliefert, aber das wird dann eben auch in Berlin vom Band rollen. Und dann hast du natürlich auch diese gigantischen Subventionen, die sie jetzt bekommen haben. Ich glaube, über eine Milliarde Euro kriegen die jetzt von der EU als Batteriehersteller hier in Deutschland.
00:15:37: Don Dahlmann: Genau, das kommt ja noch hinzu. Deswegen ist es ein bisschen erstaunlich, dass sie nicht da ist. Aber wie gesagt, vielleicht ist einfach der Grund, dass sie sagen: Nee, wir müssen nicht hier sein, weil wir verkaufen so viele Autos, dass wir lange Lieferzeiten haben, dann machen wir das halt nicht.
00:15:47: Richard Gutjahr: Mehr als Porsche, hast du gesagt?
00:15:48: Don Dahlmann: Ja, sie haben, glaube ich, dieses Jahr oder in einem Monat mal mehr verkauft als Porsche. Was natürlich schon erstaunlich ist, aber es sind natürlich zwei unterschiedliche Segmente. Ob ich mir jetzt ein Auto für 40, 50.000 Euro kaufe wie ein Tesla 3 oder ein 911 war für 100.000 Euro, ist natürlich noch ein bisschen Unterschied. Aber dennoch ist es schon bemerkenswert. Da sieht man auch, in welchem Größenmaßstab Tesla mittlerweile angekommen ist, was Verkaufszahlen angeht. Das ist keine kleine Marke mehr und dementsprechend ist es schade, dass sie nicht hier sind. Ich vermisse sie tatsächlich so ein bisschen, das wär schön gewesen fürs Publikum, wenn sie sich hier auch hätten darstellen wollen.
00:16:18: Richard Gutjahr: Da haben sie so ein kleines Eigentor geschossen. Was findest du jetzt abschließend gelungen an diesem neuen Konzept "IAA Mobility", wie es ja jetzt heißt? Und wo sagst du, irgendwie sollte München noch dringend nachbessern? Sollte das denn in Serie gehen? Weil das ist glaube ich noch gar nicht so richtig klar, ob die "IAA Mobility" hier in München überhaupt bleibt.
00:16:40: Don Dahlmann: Also, die Open Spaces – das ist eine schöne Idee, finde ich, fürs Publikum. Einfach so eine zentrale Geschichte, also dezentrale Geschichte in diesem Fall zu machen, aber zentrale in München-City zumindest, dass man sich viele Autos angucken kann, die man normalerweise nicht sieht oder wo man Autohäuser abklappern müsste, wo es auch Neuheiten gibt, und wo man auch direkt mit den Leuten vom Hersteller sprechen kann. Das ist natürlich dann schon mal ganz spannend. Das finde ich eigentlich ganz gut gelungen. Hier die Messe, also der Fachbesucherteil in Anführungsstrichen, weiß ich nicht... Ich habe ja immer das Gefühl gehabt, als ich hier durchgelaufen bin, das sieht aus wie auf jeder anderen Automesse auch. Hier sind die Hersteller, ein paar, und dann die Zulieferer, ein paar, die ihre Autos dann auf die Bühne stellen und das war's. Und ansonsten passiert da nicht viel. Ich habe manchmal das Gefühl, dass der VDA, der Verband Deutscher Automobilhersteller, die die Messe ja ausrichten, gesagt hat: So, wir müssen irgendetwas anders machen, machen wir jetzt mal was mit E-Mobilität oder mit Mobility so. Da reden jetzt alle drüber. Und so fühlt sich das an! Also, die haben da so einen Stempel draufgesetzt und dann machen wir das. Aber im Grunde genommen ein altes Konzept genommen, das versucht, in eine neue Verpackung rein zu stecken. Und das funktioniert meiner Meinung nach nicht so gut. Wenn man sich die CES in Las Vegas anguckt, das ist die Consumer Electronics Messe, das die größte Technologiemesse weltweit, die es gibt. Und da sind auch wahnsinnig viele Hersteller, die haben einen komplett anderen Auftritt. Also, die zeigen viel mehr Technologie, die zeigen viel mehr Zukunftstechnologien und wie sie sich ausrichten und auch Autos, klar. Aber nicht in der Menge, wie man es dann hier zum Beispiel hat. Und ich glaube, dass das ein Konzept ist, das auch für viele Menschen viel spannender ist, die sich auch die Frage stellen: Ja, wie komme ich denn in Zukunft von A nach B? Brauche ich überhaupt noch mein Auto? Ich habe hier nicht einen Stand gesehen, auch bei den Herstellern nicht ein Ding gesehen, zum Beispiel für das Thema Abo-Modelle! Weil man kann ja viele Autos jetzt nicht einfach nur leasen, sondern man kann es für ein paar Monate im Abonnement nehmen. Und da habe ich nicht bei einem Hersteller gesehen, der sagt: Hey, du kannst unsere Autos übrigens auch im Abo haben. Und das fehlt mir so ein bisschen. Und mir fehlt auch so ein bisschen das autonome Fahren. Also, da wird zwar viel drüber geredet hier und die Zulieferer zeigen auch viel, aber bei den Herstellern sieht man relativ wenig. Und das sind alles so Sachen, wo ich denke, das ist so ein bisschen halbherzig, vielleicht auch halbherzig umgesetzt von den Herstellern oder von den Ausstellern hier, aber eben auch vielleicht so ein bisschen halbherzig vom Gesamtkonzept. Da wirkt bei mir die CES so ein bisschen besser. Schönes Beispiel dafür ja auch in München ist: Hier gibt's die Lastenräder und die E-Bikes und alles. Aber die haben sie nun wieder alle in eine Halle rein gepfercht. Anstatt zu sagen: Wir haben jetzt hier ein Autohersteller und daneben haben wir einen Lastenradhersteller. Und daneben haben wir ein E-Motor-Roller-Hersteller und dann aber wieder ein Autohersteller und dann haben wir einen Zulieferer. Also, das zu mischen, weil wenn ich sage, es ist Mobility, dann zeige ich das auch alles zusammen in einer Halle, dann mische ich das ein bisschen mehr und nicht nur irgendwie: Ihr kommt dann da in die Ecke und hier haben wir unsere schönen Hersteller.
00:19:23: Richard Gutjahr: Für mich mutet das so ein bisschen hier so an, als wäre man überhaupt froh, dass man überhaupt eine Messe auf die Beine gestellt hat und dass die unter Corona-Bedingungen überhaupt stattfinden konnte. Und so gesehen kann man ja vielleicht auch mal ein Auge zudrücken und sagen: Okay, vielleicht reichte dieser – wie soll man sagen? – Mumm hier eine Publikumsmesse überhaupt zu inszenieren, dann halt nicht, um den ganzen den ganzen Schritt zu machen.
00:19:49: Don Dahlmann: Ja, vielleicht hätte man sich ja noch ein Jahr Zeit lassen sollen, anstatt jetzt zu sagen, wir pressen das jetzt in die Corona-Zeit noch rein zu sagen: Wisst ihr was? Wir schieben das einfach auf 2022. Wir reden mit den Parisern, weil ja normalerweise die Autoshow in Paris und die Autoshow in Frankfurt beziehungsweise München, das ist ja immer im Wechsel. Und wir sagen, wir reden mit denen, vielleicht machen wir mit denen auch was zusammen. Kann man ja auch mal überlegen. Aber wir pressen das jetzt nicht da genau noch rein, weil es irgendwie passt. Das ist halt so dieser Punkt, wo ich sage, da hätte man vielleicht ein paar Sachen anders machen können. Hinterher ist man immer klüger. Und ich bin auch kein Organisator von Messen. Von daher, für mich ist Kritik leicht. Ich finde, dass sie stattgefunden hat und dass sie es auch in einem guten Rahmen gemacht hat. Und ein Lob muss man dann vielleicht noch loswerden, auch wenn es nicht ganz in den Podcast reinpasst, aber: Ne super App gebaut!
00:20:30: Richard Gutjahr: Eine super App, fantastisch! Und vielleicht nächstes Jahr dann auch wieder hier zusammen mit dem Oktoberfest in München, dann werden wir den nächsten Podcast zur nächsten IAA dann hoffentlich aus dem Bierzelt raus, Don.
00:20:44: Don Dahlmann: Genau, das war's dann auch schon wieder für diese Woche. Und wer Fragen hat, der erreicht uns natürlich bei Twitter unter bei mir @DonDahlmann oder den Richard, den bekommt man unter @Gutjahr. Und ich sage dann mal Tschüss, bis zum nächsten Mal, allseits volle Akkus und natürlich: gute Fahrt!
00:20:57: Richard Gutjahr: O' zapft is!