der Podcast über Elektromobilität
00:00:50: Don Dahlmann: Hallo und herzlich Willkommen zu "t-online Ladezeit", dem Podcast rund ums E-Auto und alles, was man dazu wissen muss. Mein Name ist Don Dahlmann.
00:00:58: Richard Gutjahr: Und mein Name ist Richard Gutjahr. Don und ich, wir sind Journalisten. Wir beschäftigen uns seit Jahren mit neuer Technologie, mit der Digitalisierung, mit Netzwerken, mit Autos und natürlich mit der Mobilität der Zukunft.
00:01:09: Don Dahlmann: Heute wird es bei uns brandgefährlich. In dieser Folge wollen wir uns nämlich mal mit der Frage beschäftigen: Wie sicher sind denn eigentlich so E-Autos? Da liest man ja oft von wahren Feuerhöllen, die ausbrechen und die dann lodern, wenn so ein Ding in Brand gerät. Richard, du fährst seit Jahren elektrisch. Machst du dir Sorgen, wenn du morgens dein Auto startest und den Knopf drückst?
00:01:32: Richard Gutjahr: Also, weniger als beim Verbrenner muss ich sagen. Denn vom Verbrenner wissen wir ja, dass es da – sagt der Name ja schon – tatsächlich zu regelrechten Explosionen kommt, zumindest im Motorblock, der dann die Kolben antreibt. Also, insofern beim E-Auto, ehrlich gesagt, bei Batterien spürt man davon ja auch wenig, man hört das ja auch nicht und deswegen mache ich mir bei Batterien ehrlich gesagt weniger Gedanken.
00:01:55: Don Dahlmann: Ja, da hast du natürlich Recht, Richard. Das muss man jetzt nicht überdramatisieren. So oft passiert das natürlich bei den E-Autos auch nicht und es sind ja schon einige auf den Straßen und da hört man das ja nun auch wirklich selten. Auf der anderen Seite, das muss man der Ehrlichkeit halber natürlich sagen, es gibt natürlich Batterien, die sich auch mal selbst entflammen. Erlebt hat das ein koreanischer Hersteller eines Smartphones. Dessen Smartphone wurde sogar dann quasi verboten, mehr oder weniger, beziehungsweise die Airlines haben gesagt: Wenn du mit diesem Smartphone fliegen willst, dann nicht bitte mit uns. Und das hat dann eben die Konsequenz gehabt, dass der Hersteller das Smartphone dann vom Markt nehmen musste. Also, Batterien können empfindlich sein. Es kann was passieren. Aber wie gesagt, es ist sehr selten. Anders sieht es aber natürlich aus, wenn es eine Fremdeinwirkung gibt. Also wenn ich einen Unfall habe oder wenn der Akku dann mechanisch quasi verletzt wird, dann kann es schon zu einem Brand kommen.
00:02:49: Richard Gutjahr: Aber das ist tatsächlich dann auch die größte Gefahr, die von E-Autos ausgeht, nämlich dass es beim Crash also den Batterieblock trifft, dass der so beschädigt wird. Und was dann im Inneren passiert ist im Grunde Folgendes: Der Separator, der zwischen Plus- und Minuspol der Zelle, die beiden trennt und so für den ordnungsgemäßen Fluss sozusagen des Stromes sorgt, der wird dann beschädigt. Und dann können diese Lithiumionen nicht mehr kontrolliert fließen, sondern dann kommt es zu einem Kurzschluss und das könnte dann eine Kettenreaktion in Folge haben.
00:03:22: Don Dahlmann: Ja, da sind immer so Horrorszenarien, da liest man viel so in Internetforen drüber: "weißt du wie schnell eine Batterie" und so weiter. Aber ich meine, da muss echt viel passieren, denn in der Regel sind die Batteriezellen, die stecken ja quasi in einem Akkublock drin – also, so einzelne Zellen werden in so kleine Akkublöcke gebündelt und die Akkublöcke werden dann wieder in so einen quasi ganzen Akku, ganz große Batterie eingebaut. Die stecken in so extra verstärkten Sicherheitswänden nochmal. Um den Akku drumherum gibt's dann auch nochmal so eine massive, ist wirklich massiv, aus Stahl – ich hab mir das angeguckt bei verschiedenen Herstellern, also bei so Cutaway-Autos, die haben die ja schon mal – da gibt's da so einen massiven Rahmen, der da rum gelegt ist. Also, selbst wenn ich einen Seitenaufprall habe oder sowas, gehts erst in den Rahmen, der leitet dann auch die Energie ab, sodass es nicht an die Batterie geht. Also, dass da eine Kettenreaktion entstehen könnte, weil da eine der Zellen beschädigt wird, das ist schon ist sehr unwahrscheinlich. Also da muss man schon wahnsinnig viel Energie aufbringen.
00:04:24: Richard Gutjahr: Aber wenn es dann passiert Don, und der Teufel steckt ja dann immer irgendwie auch in der Statistik, dann brennt es ordentlich. Also, so ein E-Auto brennt dann auch länger und vor allem auch heißer als traditionelle Autos mit Benzin oder Diesel. Und das liegt vor allem eben an den verbauten Chemikalien, die in den Akkus stecken.
00:04:44: Don Dahlmann: Feuerwehrleute, die ja dann meistens kommen, wenn es ein Unfall gegeben hat, die werden inzwischen speziell für diese Unfälle mit Elektroautos geschult. Denn, selbst wenn es nicht gleich zu einem Feuer kommt, muss ja nicht immer brennen, dann können ja auch Kabel beschädigt sein. Also, da ist ja eine Menge Strom unterwegs. Oder es kann bei der Bergung aus Versehen eines dieser Kabel durchschnitten werden – und das kann durchaus dann tödlich sein. Denn wie gesagt: Wir haben es mit Starkstrom zu tun. Das ist ja nicht ganz ungefährlich. Aber deshalb haben sich die E-Auto-Hersteller auch darauf verständigt, solche Kabel mit einer grellen Farbe – in meist eben Orange – zu kennzeichnen. Da weiß man dann direkt: Ups, vorsicht, hier sollte ich vielleicht nicht meinen Nagelschneider anlegen, um das durchzuschneiden, sondern da muss ich wirklich aufpassen – hier liegt viel Saft drauf.
00:05:28: Richard Gutjahr: Das Tückische bei Elektroautos ist ja noch dazu, dass selbst wenn jetzt die ganz große Katastrophe ausbleibt – du hast es ja gerade schön geschildert, wie dieser Akkublöcke verbaut sind, dass die nicht beschädigt werden. Aber selbst, wenn jetzt beim Crash kein Feuer direkt entsteht, müssen Elektro-Unfallwagen oft über mehrere Tage isoliert verwahrt werden und das auch unter freiem Himmel. Es gibt nämlich Fälle, da hat sich so ein E-Auto Stunden, sogar Tage nach einem Unfall noch entzündet. Und das mag man rein äußerlich dann gar nicht sehen, da scheint alles in Ordnung zu sein, aber im Inneren eines Akkus, da hat es dann eben halt nachträglich noch gearbeitet.
00:06:06: Don Dahlmann: Oh ja, das klingt ja schon schwierig, kann man ja fast sagen. Aber ich glaube, wie wir eben schon gesagt haben, es passiert nicht sehr häufig. Da muss man natürlich ein Auge drauf haben, denn wenn man das nicht weiß, dann kann so ein E-Auto tatsächlich zu einer kleinen Zeitbombe werden.
00:06:20: Richard Gutjahr: Ja. Und selbst wenn es eben nicht gleich zu einem Feuer kommt oder überhaupt nicht zu einem Feuer kommt, diese in dem Akku verbauten Materialien, das ist oft Kobalt oder Silizium, die entwickeln nach einem Brand auch hochätzende, giftige Chemikalien und auch Dämpfe. Und diese können gerade in geschlossenen Räumen, beispielsweise eben in einer Garage, dann zu einem Problem werden. Das muss nicht nur das Feuer sein, sondern das kann eben auch die giftige Abluft sein.
00:06:46: Don Dahlmann: Deswegen müssen die Akkus auch tatsächlich speziell dafür gesorgt werden. Die gelten als Sondermüll. Und die müssen in bestimmte genormte Verpackungen dann übertragen werden. Also, die werden dann ausgebaut und müssen dann in so einen Container, wo sie dann, wo der Akku da nicht auslaufen kann und wo diese Dämpfe dann eingefangen werden und so weiter. Also, das ist schon sehr aufwendig, was da passiert nach so einem Unfall, mit so einem beschädigten Auto-Akku oder wenn der Verdacht auch schon besteht, dass es nur beschädigt ist, dann passiert das auch schon.
00:07:47: Don Dahlmann: Aber viel wichtiger ist vielleicht mal jetzt nicht nur diese Eine-unter-10-Millionen-Möglichkeit, die da passiert kann. Bei einem Verbrenner kann auch viel passieren. Da kann eine Benzinleitung reißen und das kann auf den heißen Motor und dann brennt's auch und so weiter. Das passiert aber auch selten. Also, wir reden hier wirklich über Dinge, die sehr selten passieren. Aber was glaube ich wichtiger ist, dass man mal ein bisschen erklärt, wie man sich verhalten soll, wenn man mit seinem E-Auto einen Unfall hatte oder wenn man den Unfall verwickelt war, wo ein E-Auto beteiligt ist. Du fährst ja elektrisch. Hast du dich da mal schlau gemacht vorher, dass du da eventuell was anders machen musst?
00:08:20: Richard Gutjahr: Klar, hab ich. Und da gibt's immer nur einen Ratschlag, den man dann genannt bekommt: Egal wie groß oder wie klein der Schaden mit einem E-Auto ist, nach dem Crash erst mal sofort raus aus dem Fahrzeug. Wir haben ja schon erwähnt, dass die Batterien so konstruiert sind, dass sie einem in jedem Fall erst einmal Zeit verschaffen und es auch nur wenige Sekunden, meistens Minuten sind, um sich aus diesem Fahrzeug dann zu befreien. Und wenn die Batterie dann – wir haben gesagt, ist sehr unwahrscheinlich – aber wenn sie dann doch Feuer fängt, dann kommt jede Hilfe zu spät. Die Temperaturen bei so einem E-Auto-Brand sind so hoch, dass nicht mal die Feuerwehr etwas tun kann. So ein Fahrzeug brennt dann auch erst mal eine Weile, also oft auch mehrere Stunden, bevor man sich ihm nähern kann. Und deswegen sind dann auch Rettungskräfte meistens nicht mehr in der Lage, noch viel zu tun.
00:09:07: Don Dahlmann: Ja, da kann man auch nichts vom Feuerlöscher ausrichten oder so. Also wenn man wirklich in einem E-Auto sitzt und es riecht verbrannt oder man sieht auch schon irgendwie, es qualmt oder man sieht sogar schon Flammen, dann sollte man wirklich ganz schleunigst das Weite suchen. Da kann man leider dann nicht mehr viel machen. Und selbst dann, wenn die Feuerwehr da war und so weiter, dann ist ja die Gefahr auch noch nicht endgültig gebannt, wie wir schon gehört haben. Es gibt Feuerwehreinheiten, die experimentieren mit Wassertank-Container, in denen die solche E-Autowracks abtransportieren. Denn durch das Wasserbad kann kein Sauerstoff mehr an die defekten Zellen gelangen und ohne Sauerstoff kein Feuer.
00:09:41: Richard Gutjahr: Jetzt muss man allerdings dazu sagen, dass solche Unfälle, bei denen also die Batterie Feuer fängt, extrem selten sind. Und das nicht nur, weil es zurzeit noch überhaupt sehr wenige E-Autos gibt. Nein, auch prozentual ist das sehr, sehr, sehr selten.
00:09:55: Don Dahlmann: Ja, das ist richtig. Die DEKRA, das ist ja eine Institution, die man kennt, die sich als Prüforganisation mit Autounfällen ja super auskennt, die hat da auch schon interessante Statistiken veröffentlicht, wonach E-Autos bei Unfällen nicht schlechter abschneiden als vergleichbare Diesel- oder Benzin-Fahrzeuge. Bei neueren E-Automodellen bekamen die E-Autos sogar die Bestnote.
00:10:17: Richard Gutjahr: Und das übrigens auch beim ADAC, der geht nämlich noch weiter. Obwohl der Autoclub ja dann doch eher noch zur Verbrenner-Fraktion zählt, ist beim ADAC Crashtest bislang noch kein Elektroauto richtig negativ aufgefallen. Im Gegenteil: Im Vergleich zu den Verbrennern sei die Sicherheit von E-Autos laut ADAC sogar häufig besser. Und vor allem Tesla schneidet dort gut ab, was überraschen mag, weil man ja gefühlt jeden zweiten Tag in der Zeitung liest, dass irgendwo ein Tesla gegen einen Baum gefahren ist. Aber das ist dann wahrscheinlich eher nur so die Wahrnehmung der Medien.
00:10:51: Don Dahlmann: Ja, wahrscheinlich. Da wird ja jeder Tesla-Unfall gerne sofort hochgenommen und gesagt: Da siehste, schon wieder ein Tesla. Aber tatsächlich sind E-Autos ein bisschen sicherer, weil sie vorne halt auch nicht so viel Gewicht mit sich rumschleppen. Wenn du da vorne halt 150 Kilo Stahl hast in Form des Motors, der muss ja irgendwo hin. Das wird ja meistens dann unters Auto gedrückt bei einem Crash aber das hast du bei beim E-Auto ja nicht. Also von daher, hast nicht so viel Masse, die dann auch gegen den Fahrer drückt. Beim Tesla schaut die Welt ja noch besonders gerne hin, haben wir ja gerade gesagt. Unfälle mit einem BMW oder mit einem Honda da gibt's keine sexy Schlagzeile. Da redet man dann wenig drüber. Das hat dann mit dieser selektiven Wahrnehmung zu tun.
00:11:27: Richard Gutjahr: Aber, lass uns doch einfach nochmal kurz rekapitulieren, was wir heute festhalten wollen. Die Frage war ja: Wie sicher sind denn E-Autos?
00:11:37: Don Dahlmann: Klar! Zusammenfassend lässt sich sagen, dass so ein E-Auto mindestens, wenn nicht sogar mehr sicher ist, sicherer ist, wie ein Verbrenner. In Crashtests eben sogar häufig besser abschneidet, aus den von mir genannten Gründen gerade.
00:11:48: Richard Gutjahr: Und wenn ein E-Auto dann brennt, dann aufpassen, dann brennt es richtig. Deshalb also nach einem Unfall, an dem ein E-Auto beteiligt ist, unbedingt Sicherheitsabstand halten. Und auch wenn man äußerlich noch kein Feuer bemerkt, lieber ein paar Schritte sich von dem Fahrzeug entfernt.
00:12:05: Don Dahlmann: Denn so ein Brand entsteht eben häufig leicht zeitverzögert, also auch Tage nach dem Unfall. Da reicht ein leichter Schaden an der Batteriezelle und das sickert dann so langsam durch. Deswegen muss man da aufpassen. Deswegen sollte man die Unfallfahrzeuge nicht in Nähe von Mensch lagern und schon gar nicht in geschlossenen Garagen.
00:12:22: Richard Gutjahr: Und für alle Hobby-Mechaniker oder eben auch 007-Fans: E-Autos stehen unter Starkstrom. Das kann tödlich sein. Egal ob man dann das rote oder das blaue Kabel durchtrennt. Also, Finger weg von den Leitungen. So etwas erfordert eine spezielle Ausbildung.
00:12:39: Don Dahlmann: Genau, da muss man wirklich aufpassen, auch wenn man an einen Unfall kommt, also eine Unfallstelle. Wenn man jetzt nur quasi da anfährt und man sieht, es ist ein Unfall passiert. Auch da sollte man erst mal gucken, was ist das für ein Auto? Ist das ein E-Auto? Ist das kein E-Auto? Und da muss man halt so ein bisschen aufpassen, was da passiert. Eine Sache wollte ich noch loswerden, bevor wir zum Ende kommen. Da gehts jetzt hier so ein bisschen um Hilfe. Also, man muss jetzt nicht, weil da ein E-Auto einen Unfall hatte und der Fahrer oder die Fahrerin ist vielleicht nicht ansprechbar oder bewusstlos oder sowas in die Richtung, da muss man jetzt keine Angst haben, das Auto anzufassen. Also da kann man dann schon ran gehen. Dass dann irgendwie so stark Stromleitungen frei rumliegen oder sonstige Geschichten, das passiert da nun wirklich nicht. Man kann den Menschen dann auch schon helfen. Vor allen Dingen sollte sich schon Qualm und Feuer entwickelt haben, dann sollte man besonders schnell sein, um da Hilfe zu gewähren. Denn es dauert ja immer ein bisschen, bis die Feuerwehr oder die Polizei dann eben vor Ort ist und das professionell übernehmen kann. Das war's schon wieder für diese Woche. Wer Fragen zu dem Thema hat – da gibts sicherlich viele, kann ich mir vorstellen, was Sicherheit angeht –, der erreicht uns via E-Mail unter ladezeit-podcast@t-online.de. Oder bei Twitter, da geht das auch. Da erreicht man mich unter @DonDahlmann oder den Richard, den bekommt man unter @gutjahr. Also, bis zum nächsten Mal allseits volle Akkus und vor allen Dingen gute und sichere Fahrt.
00:14:00: Richard Gutjahr: Möge der Saft mit euch sein.